Wenn die Heizung nicht läuft, kühlt ein Gebäude aus. Die Dämmung der Gebäudehülle bestimmt ganz wesentlich, wie schnell oder langsam dies geschieht. Eine langsame Auskühlung – oder andersherum formuliert eine hohe Speicherfähigkeit – bietet viele Vorteile: bei Defekten oder Arbeiten an der Heizung, aber auch für die Strom- und Wärmenetze. Beide müssen mittelfristig auf Erneuerbare Energien umgestellt werden und die unterliegen gewissen Schwankungen. Der ungünstigste Fall ist die sogenannte „kalte Dunkelflaute“ – Wind und Sonne liefern keine Energie und gleichzeitig ist der Bedarf hoch. Dieser Fall tritt zwar selten ein, aber er bestimmt die Auslegung der Versorgungssysteme. Der Strom für die Deckung der dann auftretenden Lastspitzen war 2020 rund dreimal so teuer als der normale Strom (EWI 2020). Gebäude mit hoher Speicherfähigkeit können die Strom- und Wärmenetze entlasten, indem die Wärmeerzeuger in kritischen Zeiten abgeschaltet werden. Die Tarife für Wärmepumpen sehen solche Abschaltungen durch den Stromversorger während der Hochlastzeiten vor.
Eine Gebäudesimulation zeigt, wie lange es dauert, bis die Raumtemperatur in einem Einfamilienhaus von 20 auf 18°C absinkt. Dies wurde untersucht für einen besonders kalten Zeitraum mit Außentemperaturen bis -10°C und einen zweiten Zeitraum mit durchschnittlichen Außentemperaturen während der Heizperiode von rund 7°C. Die Abbildung zeigt die Auskühlungskurven für drei verschiedene Dämm-Standards desselben Einfamilienhauses: ungedämmt, Teilmodernisierung mit einem „mittleren“ Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) und Effizienzhaus 55-Standard.