Was ist „NT-ready“?
Bis 2045 sollen in Deutschland alle Gebäude „klimaneutral“ sein. Schon ab 2024 wird daher – geht es nach dem Willen der Bundesregierung – der Einbau einer neuen Gas- oder Ölheizungen erschwert. Auch dann, wenn die alte Heizung kaputt ist und ausgetauscht werden muss.
Wie soll das gehen? Alte Heizung raus, Wärmepumpe rein? Das geht definitiv nicht. Heizsysteme auf der Basis Erneuerbarer Energie (z.B. Wärmepumpen) funktionieren nur im sogenannten „Niedertemperatur-Bereich“ wirklich effizient. Deshalb müssen die Gebäude darauf vorbereitet werden. Sie müssen „Niedertemperatur-ready“ sein. Erst dann gelingt der Umstieg auf Erneuerbare Energie.
„Niedertemperatur-ready“ oder auch „niedertemperaturfähig“ ist ein Gebäude dann, wenn die Heizung mit einer möglichst niedrigen Heizwassertemperatur (auch: „Vorlauftemperatur“) auskommt. Am kältesten Tag des Jahres darf sie nicht höher als 55°C sein, an allen anderen Tagen muss sie sogar sehr deutlich darunter liegen.
Die Abbildung zeigt, wie für ein Beispielgebäude die Niedertemperatur-Readiness erreicht wurde:
Deutlich erkennbar: Die Wärmedämmung der Außenwände ist der erste und entscheidende Schritt zur „Niedertemperatur-Readiness“!
Wer mehr tun und die Effizienz seiner Wärmepumpe so hoch wie möglich ausnutzen will, ist gut beraten, seine Heizkörper gegen eine Flächenheizung, z.B. eine Fußbodenheizung, zu tauschen. Das geht auch im Altbau. Spezielle Wärmepumpen-Estriche erlauben geringe Aufbauhöhen und maximale Wärmeübertragung auch bei niedrigen Vorlauftemperaturen.
Warum NT-ready?
„Wir müssen im Gebäudesektor einen Gang zulegen. Das geht nur gemeinsam und nicht gegeneinander“, sagt Christoph Dorn, Vorsitzender des VDPM. „Wenn Gebäude mit Erneuerbarer Energie versorgt werden sollen – und das ist in Deutschland Konsens – müssen sie dafür vorbereitet sein. Anders funktioniert es weder technisch noch vom Energiebedarf her. Eine vernünftig gedämmte Gebäudehülle ist der Türöffner für Erneuerbare Energie.“
Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. und der VDPM haben dazu eine gemeinsame Studie vorgelegt: „Klimaneutralität vermieteter Mehrfamilienhäuser – aber wie?“.
Das Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestandes bis zum Jahr 2045 ist laut der vorliegenden Studie zu schaffen. Dazu muss der Endenergieverbrauch in den Wohnungen mit den richtigen Maßnahmen an der Gebäudehülle auf 70 bis 80 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr gesenkt werden. Der dann noch verbleibende Energiebedarf kann mit der richtigen Heiztechnologie und Erneuerbarer Energie gedeckt werden.
Damit das Umstellen auf Erneuerbare Energie funktioniert, müssen die Gebäude mindestens „Niedertemperatur-ready“ sein.
„Vielen Immobilienbesitzern ist gar nicht bewusst“, so Christoph Dorn, „dass eine Umstellung der Heizung ohne eine ausreichend gedämmte Gebäudehülle weder technisch noch wirtschaftlich sinnvoll ist.“ Strombetriebene Wärmepumpen in ungedämmten Gebäuden verbrauchen ein Vielfaches an Energie und verursachen damit viel zu hohe Heizkosten, die das Ziel des „bezahlbaren Wohnens“ konterkarieren.
Wann ist ein Gebäude NT-ready?
Ein NT-ready-Gebäude, das auf eine möglichst niedrige Heizwassertemperatur setzt, stellt einen bedeutenden Schritt hin zu nachhaltigem und energieeffizientem Bauen dar. Durch die Reduzierung des Energieverbrauchs für Heizzwecke können erhebliche ökologische und ökonomische Vorteile erzielt werden. Im Folgenden erläutern wir, wie ein Gebäude den NT-ready-Status erreichen kann und welche Maßnahmen hierfür erforderlich sind.
Die Basis für ein NT-ready-Gebäude bildet eine gut gedämmte Gebäudehülle. Die richtige Dämmung von Wänden, Dach und Fenstern minimiert den Wärmeverlust und gewährleistet ein angenehmes Raumklima bei niedrigen Heizwassertemperaturen.
Der Einsatz von effizienten Wärmequellen spielt eine entscheidende Rolle. Moderne Heizsysteme wie Wärmepumpen oder Solarthermieanlagen ermöglichen den Betrieb mit niedrigen Vorlauftemperaturen und nutzen Erneuerbare Energiequellen, wodurch der CO2-Ausstoß erheblich reduziert wird.
Ein sorgfältig durchgeführter hydraulischer Abgleich stellt sicher, dass alle Heizkörper im Gebäude gleichmäßig mit Wärme versorgt werden. Dadurch werden Heizungsanlagen effizienter und ermöglichen den Betrieb bei niedrigen Vorlauftemperaturen. Eine intelligente Regelungstechnik passt die Heizleistung bedarfsgerecht an und gewährleistet optimale Temperaturen in den einzelnen Räumen.
Der Einsatz von Fußbodenheizungen oder Flächenheizungen anstelle von herkömmlichen Heizkörpern ermöglicht ebenfalls den Betrieb mit niedrigeren Heizwassertemperaturen. Diese Systeme verteilen die Wärme gleichmäßig und sorgen für ein behagliches Raumklima.
Die Integration thermischer Solaranlagen zur Warmwasseraufbereitung und unterstützenden Heizung trägt maßgeblich zur Senkung der erforderlichen Heizwassertemperaturen bei. Die Solarenergie kann an sonnenreichen Tagen als zusätzliche Wärmequelle dienen.
Ein NT-ready-Gebäude erfordert eine kontinuierliche Überwachung und Optimierung der Heizungsanlage. Moderne Gebäudeleittechnik ermöglicht eine automatische Regelung und sorgt dafür, dass das System stets energieeffizient arbeitet.
Fazit: Der Weg zum NT-ready-Gebäude erfordert eine sorgfältige Planung und Umsetzung. Durch eine Kombination aus hochwertiger Wärmedämmung, effizienten Heizsystemen, optimierter Regelungstechnik und Erneuerbaren Energiequellen kann ein Gebäude dauerhaft mit niedrigen Heizwassertemperaturen betrieben werden. Die Reduzierung des Energieverbrauchs führt nicht nur zu einer deutlichen Verringerung der CO2-Emissionen, sondern auch zu langfristigen Kosteneinsparungen. Die Verwirklichung von NT-ready-Gebäuden ist somit ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Zukunft.